KARIBA - Der Fluss der Zeit

 

IIbera - Wien 2015

 

Das Bantuwort Kariba bedeutet Fluss der Zeit. Eine alte afrikanische Überlieferung besagt, dass die Zukunft in die Vergangenheit zurückkehrt, nachdem sich dieser Fluss umkehrte, wonach alle Völker der Erde in Frieden leben.

 

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"Die wirkliche Geschichte Afrikas...befindet sich noch in der Obhut schwarzer Märchenerzähler und Zauberer, schwarzer Historiker und Medizinmänner; es ist eine verbale Geschichte, die noch in sicherem Gewahrsam vor dem weißen Mann und seinen Plünderungen gehalten wird".

 

(Doris Lessing: Das Goldene Notizbuch, 1971)


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Vorwort Dr. Hans Rotter

 

Afrika ist die „Wiege der Menschheit“, die auch das Rätsel der ersten Zivilisation auf Erden hütet. Die Geschichte der Rasse-die-starb ist vermutlich die Mutter aller Legenden vom Aufstieg und Untergang von „Atlantis“. Nach ihrem Untergang besiedelte eine „zweite Rasse“ von Menschen die Erde. Mit den Ba-Ntu („die Menschen“) und deren Migrationen out of Africa beginnt die Geschichte des modernen Menschen (Homo Sapiens).

Der Mythos von der Rasse-die-starb gehörte viele Jahrhunderte lang zu den Geschichten-die-niemals-einem-Fremden-erzählt-werden-dürfen. Als erster Eingeweihter gab sie der südafrikanische Sanusi Credo Vusamazulu Mutwa frei. Ihm begegnete ich 1989, als mich ein Zufall nach Südafrika zurückführte, wo ich als junge Frau gelebt hatte.

1989 war ein Jahr globaler Veränderungen. In Russland wirkte Michail Gorbatschow, in Berlin fiel die Mauer, und in Südafrika übernahm de Klerk die Präsidentschaft. Zwischen 1990 und 1995, während der Kalte Krieg dabei war zu enden und die im Schatten der Atombombe lebende Welt Hoffnung schöpfte, begab ich mich, initiiert durch eine Einweihung, auf die Suche nach dem „wahren Afrika“.

Meine inneren und äußeren Reisen in Afrika beschreibe ich im Ersten Teil dieses Buches. Nach meiner Heimkehr nach Europa (1996) stellte ich mich „den Freiern“ meiner Kultur, „gefangen im ständigen Wettbewerb, wer der Unglücklichste sei“. Aber wie der Philosoph Sloterdijk es ausdrückte, der seine „Umstimmungserfahrung“ in Indien machte, ist diese Erfahrung – einmal gemacht - unumkehrbar.

Der Zweite Teil ist der Geschichte-der-Rasse-die-starb gewidmet, die durch furchtbare Naturkatastrophen unterging. Ihre Beschreibung gleicht auf erschreckende Weise der Katastrophe einer totalen Polumkehr, die zu den unumstößlichen Gesetzmäßigkeiten unseres Heimatplaneten gehört.

Untersuchen wir die Geschichte der Rasse-die-starb im Licht unseres heutigen Wissens, kristallisiert sich nicht nur der Wahrheitsgehalt dieser uralten afrikanischen Überlieferung aus anthropologischer und archäologischer Sicht heraus. Beschreibt ihre Geschichte womöglich nicht unsere fernste Vergangenheit, sondern unsere Zukunft? Denn erkennen wir, die westliche Zivilisation, uns nicht in den Menschen der „Alten Kalahari“, deren materielle Gier und Erfindung von immer schrecklicheren Waffen in einen Krieg mündete, der eine Abfolge von Naturkatastrophen auslöste, die das Antlitz der Erde für immer veränderten?

Werden auch wir das „letzte Sakrileg“ begehen oder sind wir bereit, die Warnung zu berücksichtigen, die unzählige Generationen bis in unsere Gegenwart weiter reichten?

Indaba, beginnen in Afrika die Geschichtenerzähler. Hört zu! Versammeln wir uns um ein Feuer unter dem afrikanischen Himmel und lauschen der Geschichte der Rasse-die-starb. Es könnte unsere eigene Geschichte sein, die Geschichte vom Aufstieg und Untergang des modernen Menschen.

Allen, die das wirkliche Afrika nur so vom Hörensagen kennen, lässt die Verfasserin die unendliche Weite, Tiefe, die uralten Mythen, Riten, die Götter, Geister und Dämonen, eine für den Europäer ansonst völlig unbekannte und verschlossene Welt mit neuen Augen, Ohren und Sinnen erleben…

Das Buch ist für mich eine neue Form einer gleichsam archäologischen Sicht der menschlichen Seele, vertieft um die neuartige, weil weibliche Sicht der Dinge. Dies ist erfüllt mit reichem Fachwissen. Ein tiefer Blick in die weite Seele Afrikas.


(Dr.Hans Rotter - Facharzt f. Psychiatrie. Wien)

„Alle Menschen sind Afrikaner oder Afrikanerinnen,

die auf den unterschiedlichen Kontinenten im Exil leben“.

 

(Svante Pääbo - Max Planck-Institut)

 

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Nur Wissen kann zum gegenseitigen Verständnis führen.

(Credo Vusamazulu Mutwa)

Leseprobe

 

 

Teil Eins: Reise nach Afrika. Kap. I/3 (Auszug)

In der Kalahari beobachtete ich einmal Webervögel. Diese quicklebendigen kleinen Federbündel sind phantastische Architekten. Ganze Wohntürme, ja Wohnstädte, hängen von Bäumen oder Masten.

Hausbauer ist das Männchen. Es beginnt mit einem einzelnen Grashalm, den es zum perfekten Knoten schlingt. Auf diesem Knoten ruht die ganze Konstruktion. Das Weibchen beobachtet aus der Ferne. Ist das Werk vollbracht, fliegt es herbei, prüft in aller Ruhe und zieht entweder ein oder fliegt davon.

Jedes Individuum und jedes Kollektiv besitzt einen ersten Faden, der sich zum Knoten schlingt, der den Überbau trägt.

Plumps! Eine hohe Wand, gegen die mein Ball schlägt. Ein Fenster. Stimmen. Ich bin sechs Jahre alt und ein dickes Mädchen, das aß weil es ihm schmeckte, aber eines Tages entdeckte, dass sich seine Fress-Sucht mit einem Hunger verband, der soviel es auch schlang immer gleich blieb.

Heilende Rituale legen Seelenschwächen bloß. Meine dickliche Ungeschicklichkeit hatte den Spott der beneidenswert Dünnen und Gelenkigen herausgefordert. Der Unmut darüber war langsam gewachsen, staute sich an und explodierte, als ich eines Tages eine Spielgefährtin die Treppe hinab stieß. Glücklicherweise verletzte sie sich nicht.

Credo Mutwa hatte in mir einen starken Zorn geortet. Ein Jahr bevor mich der Zufall nach Südafrika zurückführte, veröffentlichte ich im Diners Club Magazin einen Essay mit dem Titel "Der heilige Zorn der Frauen". So war ich schon dabei, meinen tief sitzenden weiblichen Zorn zu transzendieren. Der männliche heilige Zorn, oft gepredigt, kaum erklärt und zumeist missbraucht, ist uns ebenso vertraut wie die Glorifizierung negativer Emotionen. Darüber vergaßen wir, dass Eifersucht und Neid Schwester und Bruder des Zorns sind, einem „leidenschaftlichen, heftigen Unwillen“ über etwas, das als Unrecht empfunden wird oder den eigenen Intentionen und Wünschen zuwiderläuft.

Was geschieht, zieht man am ersten Knoten?

Bei den Webervögeln ist die Folge eindeutig. Gefällt dem Weibchen der Überbau nicht, genügt ein Zug am ursächlichen Faden und in einem Augenblick ist vernichtet, was mühsam errichtet worden war. Zurück bleiben einzelne Grashalme am Boden und ein einsames Männchen, das sofort einen neuen Halm sucht und mit dem Neubau beginnt.

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Teil Eins/Kap.II/1 (Auszug)

Die Berge, Täler und Wüsten des südlichen Afrika bergen die Zeugnisse der fortlaufenden Evolution des frühen Menschen und dessen Migrationen durch den Kontinent vom Süden in den Norden und vom Nordosten des Kontinents in das südwestliche Asien.

In den Ebenen der Großen Karoo liegen unter jüngeren Steinwerkzeugen und geschnitzten Pfeilspitzen der San, die bis zu Anfang des letzten Jahrhunderts dort jagten, Reste von Steinäxten herum, die eine Million Jahre alt sind. Noch heute kann man sie zum Enthäuten der Jagdbeute benutzen.

Die ältesten Jagdwaffen und die älteste bekannte Feuerstelle der Welt befinden sich in Swartkrans, einer Höhle 40 Kilometer nördlich von Johannesburg, wo die verbrannten Knochen von Mahlzeiten in Schichten lagern, die man auf 1,2 Millionen Jahre datierte.

Vor an die 130.000 Jahren transformierte sich der frühe Mensch zum "modernen Menschen", dessen ältesten Fußabdruck man vor wenigen Jahren an der östlichen Kap-Küste entdeckte. Der im Sandgestein vom Flutwasser eingeschlossene und deshalb verewigte Abdruck ist nach ersten Untersuchungen 230.000 Jahre alt.


 

INDABA.

Als die Große Mutter Ma die Sterne, die Sonne und die Erde geschaffen hatte, ruhte sie sich auf dem Taba-Izimi, dem Eisenberg aus, und erwartete die weiteren Instruktionen des Großen Geistes. Er gab ihr den Lebensbaum zum Partner und zwischen beiden entbrannte ein heftiger Kampf. Die Göttin flieht bis zu den Sternen. Zornig schaufelt der Lebensbaum Erde und Felsen aus dem Boden, schleudert ihn der Göttin nach und trifft sie an ihrem silbernen Kopf. Bewusstlos stürzt Ma durch den Raum in die Arme des Lebensbaumes. Der "Ball" aber gerät in die Umlaufbahn der Erde und wird zum Mond, der seither die Erde begleitet. Zu Ehren dieses „Spenders der Fruchtbarkeit“ finden bis heute in den dunkelsten Wäldern Afrikas die geheimsten Rituale statt.

Aus der Vereinigung der Großen Mutter Ma und des Lebensbaumes geht die erste Nation aus Fleisch und Blut hervor, die sich über die Alte Kalahari ausbreitet. Noch gibt es keine verschiedenen Rassen. Alle Menschen sind gleich. Es gibt weder Zorn noch Hass, kein Mein und kein Dein. Mensch und Tier leben ohne Angst voreinander und in Frieden miteinander.

Die ältesten bislang gefundenen Skelettreste des Homo Sapiens entdeckte man in der Klasies River und Border Höhle im Grenzgebiet von Südafrika und Zimbabwe. Diese Menschen lebten in Südafrika bereits 30.000 Jahre bevor Neandertaler aus Mitteleuropa südwärts bis in das heutige Israel wanderten, wo man ihre Spuren in Höhlen wie Quafshe und Kebare entdeckte.

„Moderne Menschen“, Menschen wie Du und Ich heute, verließen den afrikanischen Kontinent vor 40.000 und 8.000 Jahren, wobei Letztere die Kunst des Ackerbaus in das Mittelmeer mitbrachten. Während ihrer Wanderungen trafen sie auf die Nachfahren früherer Migranten und vermischten sich mit ihnen.

Wir alle haben eine gemeinsame Ahnin als Mutter und einen gemeinsamen Ahnen als Vater und beide, „Eva“ und „Adam“, kamen aus Afrika. Ihre Geschichte hat nur einen Schönheitsfehler, denn der genetische Adam hatte keine Chance jemals der genetischen Eva zu begegnen!

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Teil Zwei: Der Mythos von der Rasse-die-starb. Kap. I/5 (Auszug)

Gibt es ein Naturgeschehen, das eine Verkettung derartiger Katastrophen bewirken kann, wie sie der Mythos vom Untergang der Alten Kalahari beschreibt?

Eingeborene auf den Polynesischen Inseln erzählen von einem Tag, an dem die Erde wankte und schwankte, das Dunkel hereinbrach, das Meer sich erhob und eine neue Erde aus dem Meer hervortrat. In der Edda verdampfen Ozeane und Meere und während eines langen Fimbul-Winters fällt Schnee über neue Polgebiete. Die Erdachse wies eine andere Richtung auf und die Jahreszeiten hatten sich verändert."

In der Fünften Erde werden die Pole an ihre Plätze zurückgekehrt sein, besagt das Buch der Hopi. Tatsächlich ist der heutige nördliche Magnetpol ein südlicher und umgekehrt. Die kollektive Erinnerung an katastrophale Ereignisse in einer Vorzeit, als es die Völker, denen wir ihre Beschreibung verdanken, noch gar nicht gab, berichtet jedoch von weitaus schwerwiegenderen Folgen, als dass die Kompassnadel nach einer Umpolung des Erdfeldes in die andere Richtung zeigt, denn im Zuge des damit verbundenen Prozesses können die Pole die Plätze tauschen.

Artemis, der Mond, kann nicht mehr auf den Skorpion ziehen, weil der im östlichen Himmel lebende Gott, wie die !Kung-San aus Nordwestbotswana erzählen, mit seinem Pfeil nicht die drei Zebras - die drei Gürtelsterne des Orion - treffen kann und der Pfeil zu kurz fällt. Stattdessen trifft Artemis Orion, der als (neues) Sternbild in den Himmel gesetzt wird. (Geht Skorpion in einer Hemisphäre auf, verschwindet Orion in der anderen und umgekehrt).

Der mit Gott hadernde Hiob klagt: Gott breitete eine große Leere aus und die Erde hing im Nichts, und der griechische Philosoph Aratos machte darauf aufmerksam, dass der Schwanz des Großen Hundes heute die Argo mit dem Heck voran in den Norden zieht.

Im Großen Hund erscheint der Fixstern Sirius, der die Argo heute verkehrt, weil mit dem Heck voran, nach Norden zieht, während ihr „Schiffskiel“, das Sternbild Carina mit dem südlichen Fixstern Canopus, auf den Süden zielt. Dort existiert tatsächlich eine „große Leere“, denn obwohl das Kreuz des Südens auf den südlichen Himmelspol deutet, gibt es in der südlichen Hemisphäre keinen „Polarstern“ auf den die Erdachse zielen kann. Norden und Süden tauschten die Plätze. An diesem Abend, zum ersten und zum letzten Mal, ging die Sonne im Osten unter (Buch Josua). Nach ägyptischen Chroniken kam die Sonne bereits während vier getrennter Vorkommnisse von ihrem „gewünschten Kurs“ ab und ging zweimal auf wo sie nun untergeht, und zweimal unter wo sie nun aufgeht.

Haben Süden und Norden die Plätze getauscht, was der Fall ist wenn die Pole ihre Lage zum Sternenhimmel tauschen, sind für den Menschen auf der Erde auch Ost und West vertauscht. Von einer Verschiebung des Sternenhimmels berichtet auch das Kalevala-Epos finnisch-ugrischer Völker, das in eine Zeit zurückreicht, als diese Völker noch einen einzigen Stamm bildeten. Im Atlantismythos hat sich der Lauf der Sonne verändert, nachdem die Insel untergegangen war und nach einer Erzählung vom aztekischen Gott Vira Cocah kamen Tag und Nacht, Frühling und Winter durcheinander. In diesem Fall hängt die Erde tatsächlich „im Nichts“. Die Zeit ist ausgeschaltet (Hiob), anders ausgedrückt gibt es einen „neuen Himmel“ (und eine neue Erde).

Wie das geschieht macht eine physikalische Spezialanfertigung in Form eines einfachen Schiffsbauches deutlich. Dreht man eine solche Arche im Uhrzeigersinn, dreht sie sich so lange weiter bis sie stehen bleibt, um sich nach einer Atempause in die Bewegung gegen den Uhrzeigersinn einzupendeln.

Da stand sie (die Sonne) still und auch der Mond blieb stehen. Nicht Sonne und Mond blieben stehen, sondern die Erde, wie das im Augenblick der Umpolung der Fall ist. Fast einen Tag lang verzögerte sie ihren Untergang (Buch Josua).

Dreht man die Arche gegen den Uhrzeigersinn, wie es der heutigen Erdumdrehung entspricht, kommt die Erde nahe der Vollendung des Kreiselns torkelnd und langsam zum Stillstand und beginnt danach, sich in die harmonischer verlaufende Bewegung im Uhrzeigersinn einzupendeln.

Die letzte totale Polumkehr ereignete sich vor 700.000 Jahren, wobei für den damit verbundenen Prozess ein Zeitraum zwischen 10.000 und 35.000 Jahren angesetzt wird.

Kasskara, die Dritte Erde (Hopi), ging durch eine Flut unter, weil die Erdachse nicht halb kippte wie am Ende der zweiten Erde, wonach eine Eiszeit begann, sondern ganz wie am Ende der Ersten Erde. Im Mythos von der Alten Kalahari kommt es zwischen dem Lebensbaum und der Großen Mutter Ma zum Kampf, vor dem Ma zu den Sternen flieht, aber wieder zur Erde zurückkehrt, wo der Lebensbaum sie von nun an mit seinen Armen festhält. Die Quiché Indianer hielten diesen „Kampf der Giganten“ als Kampf zwischen „Grunderde“ und „Himmelserde“ fest, die miteinander in Streit kamen, sich dann aber wieder versöhnten.

Die „Grunderde“ (der Lebensbaum) entspricht dem Erdmagnetfeld, das annähernd dem Feld eines Dipols im Erdmittelpunkt gleicht, dessen Achse um 11o4’ gegen die Rotationsachse der Erde geneigt ist und die Erdoberfläche an den geomagnetischen Punkten nördlicher und südlicher Magnetpol durchstößt. Rotationssymmetrisch zur Erdachse, aber nahezu spiegelsymmetrisch (dipolar) zur Äquatorialebene verhält sich der Strahlungsgürtel der Erde (Van-Allengürtel). Polt sich das Erdmagnetfeld um, bricht dieser Strahlungsgürtel und mit ihm die Atmosphäre zusammen. Entflieht die Göttin Ma zu den Sternen, hält das Leben für einen Augenblick den Atem an.

Weil aber die Bewegungen der Erde im Inneren weitergehen, stellt sich bald nach dem Zusammenbruch ein neuer elektrodynamischer Effekt ein (Grunderde und Himmelserde versöhnen sich wieder. Der Lebensbaum hält von nun an die Göttin fest.) Ein neues Magnetfeld baut sich auf, aber dann kommt es zu einem Kraftschluss. Im Erdmantel entsteht eine Bewegung, die sich bis zur Oberfläche unseres Planeten fortsetzen kann und zur Verlagerung der Erdmassen in vertikaler Richtung führt.

Dabei auftretende Erdbeben sind so stark, dass es keine Messvergleiche gibt. Aufgrund der in den Verschiebungen von Kristallgittern freigesetzten Elektronen kommt es zu gewaltigen elektrischen Entladungen, die jedes meteorologisches Gewitter um ein Vielfaches übertreffen, und zu Sintbränden, die Wälder, Felder und Städte in Brand setzen. Die Verlagerung der Polkappen und das Abrutschen der antarktischen und grönländischen Eisschilder in die Ozeane führen Temperaturdifferenzen herbei, wodurch sich Unwetter mit orkanartigen Stürmen bilden, während die Explosion unterseeischer Vulkane Millionen Tonnen Meerwasser hoch in die Stratosphäre blasen. Kühlen sich diese enormen Dunstblasen auf minus siebzig bis minus hundert Grad Celsius ab, senkt sich eine Frostglocke auf die Erde herab. Wie die Mammuts in Sibirien wird das derart eingefrorene Leben jahrtausendelang konserviert.

Die Sintfluten brausen über küstennahes Gebiet hinweg, wodurch der Grund metertief weggeschwemmt wird. In den Tälern lagern Schlamm, Sand, das Holz abrasierter Wälder und die Leichen von Menschen und Tieren in dicken Sedimenten, die später zu Kohle und Erdöl werden, oder zu Erdschichten mit von Knochen durchsetzen Zonen. Durch die Gewalt unvorstellbarer Stürme wird der in den Wüstenregionen lagernde Löß über die Kontinente weit vertragen und senkt sich als feiner Staub während der Polsprungkatastrophe nieder. Unter sich begräbt er wie ein gigantisches Leichtentuch alles Leben und innerhalb weniger Tage breitet sich über der alten Landschaft eine gelbbraune Wüste aus. Derartige Lößgebirge türmten sich in unser Vergangenheit plötzlich fünfzig, sechzig, hundert Meter oder noch höher in allen Teilen der Welt auf.

Das von den kettenreaktionsartig ausbrechenden Vulkanen oder durch die Nahtstellen zwischen den rund zweitausend Krustenplatten der Erde hoch gepresste heiße Lava ergießt sich ins Meer und kühlt sich zu Dampf ab - das Meer beginnt zu kochen. Die gewaltigen Vibrationen lösen Tsunamis aus, die selbst schwere Betonbauten, ob Kathedralen, Wohnsiedlungen (oder Atomreaktoren!) wie Spielzeug wegschwemmen und zerstören, während Asche und Rauch aus den ausbrechenden Vulkanen kilometerhoch in die Stratosphäre hochsteigt und den Himmel verdunkelt. Ein "nuklearer Winter" beginnt.

Im altamerikanischen Codex Chimalpopoca wetten die Menschen, wo die Sonne zum ersten mal wieder auftauchen werde. „Als aber dann die Sonne im Osten wirklich aufging, hatten sich alle verrechnet“. Die Erdachse war „nur“ halb gekippt wie am Ende der Zweiten Erde und die Pole hatten ihre Lage zum Sternenhimmel behalten.

Der Überlieferung nach reichte die Landmasse der Alten Kalahari im Südwesten Afrikas (und in der Höhe des Kongodeltas) weiter in den Atlantik hinein als heute. 1974 entdeckte man einen 1200 Kilometer langen, im Atlantik vor Südamerikas Küsten versunkenen Teil des Urkontinentes Gondwanaland, und damit jenes fehlende Stück, das beim Puzzlespiel von den Küstenlinien bislang ausgespart blieb. Das so genannte Falklandplateau ist Teil der Landmasse Südamerikas, Südafrikas und der Antarktis. Bohrungen ergaben 600 Millionen Jahre altes Granitgestein. Erdschichten mit Fossilien beweisen, dass dieses Land einst über Wasser lag, und dass dort mehr als 50 Millionen Jahre lang ein Mittelmeerklima geherrscht hatte, bis das gewaltige Stück Festland plötzlich im Meer versank.

Wie aber kann ein durch die Jahrhunderte insgeheim weitergereichter Mythos wie die Geschichte vom Untergang der ersten Menschen der „Alten Kalahari“ die Folgen einer totalen Polumkehr beschreiben, wenn Gondwanaland vor Jahrmillionen auseinanderbrach und es noch keine Menschen, nicht einmal den Homo Erectus gab? Die Alte Kalahari ging unter, als ein Feuer ausbrach, das bis zu den Sternen reichte, grollende Wolken die sich aufbäumende Erde mit nicht enden wollendem Regen, Hagel und Blitzen peitschten, ganze Kontinente im kochenden Wasser der Ozeane verschwanden und Ebenen sich wie Boote umstülpten, um zum Grab für Millionen Menschen und Tiere zu werden.

Sind es womöglich ihre zerfallenen Reste, die wir mancherorts in Form jenes fossilen Brennstoffes zutage fördern, für den wir bereit sind ebenso blutige Kriege zu führen wie Za-Ha-Rellell, dessen „letztes Sakrileg“ die Alte Kalahari in den Untergang führte? Auch beim Untergang der Dritten Erde, von dem das Buch der Hopi berichtet, kam es in der Folge eines schrecklichen, „mit Magnetkraft“ geführten Krieges, zu einem „Unfall“, der die ultimative Katastrophe bewirkte.

Stehen auch wir davor, das „letzte Sakrileg“ zu begehen?


(Ausführliche Quellenangabe im Script enthalten)

bisher erschienen

 

 

 

 

 

 

 

 

GOTT WÜRFELT NICHT Mystik und Wissenschaft

Wir leben in einer Wendezeit, deren schöpferischer Aspekt nicht mehr im Aufbau oder der Ordnung liegt, sondern in der Zerstörung, dem Chaos mit seiner scheinbaren Nichtordnung.

www.ibera.at/titel/gott-wuerfelt-nicht

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KARIBA                      Der Fluss der Zeit

Die Autorin, die 1989 von einem der letzten Hohepriester der Erdmutter in Südafrika initiiert wurde, führt in die Geistwelt Afrikas ein und entdeckt überraschende Über­einstimmungen zu spirituellen Traditionen alter europäischer Kulturen.

www.amazon.de/Kariba

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